Die Schwarze Szene

Die klassische Schwarze Szene wurde zunächst aus der Dark-Wave-Bewegung gebildet, deren Mitglieder in Jugendkulturen wie Punk, New Wave, Gothic, New Romantic oder im Post-Industrial-Umfeld verankert waren. Die Anhänger dieser frühen Schwarzen Szene nannte man, aufgrund ihrer Kleiderfarbe und Lebensansichten, „Schwarze“ oder aber, bezüglich ihrer präferierten Musikformen, „Waver“. Mit dem fortschreitenden Zerfall der Wave-Kultur verschwand die Bezeichnung „Waver“ jedoch aus dem deutschen Sprachgebrauch.

Mittlerweile erfasst der Begriff „Schwarze Szene“ auch kleinere Strömungen wie die heutige Future-Pop- und Elektro-Szene sowie Randbereiche der Wicca- und Mittelalter-Kultur. Darüber hinaus finden sich seit einiger Zeit vermehrt Überlagerungen mit Teilen der Metal-Bewegung oder der BDSM- und Fetisch-Szene, wobei der BDSM-Look in den meisten Fällen nur als modisches Element übernommen wird.

In Folge dieser Überlagerungen lassen sich etliche Teile der Schwarzen Szene keiner bestimmten Subkultur mehr zuordnen:

Die Schwarze Szene präsentiert sich heute als eine [...] alternative Bewegung junger (und nicht mehr ganz so junger) Menschen, deren Erscheinungsbild von einer bemerkenswerten Vielfalt ist. Symptomatisch für diese Vielfalt ist auch die Schwierigkeit, einen geeigneten Oberbegriff für diese Szene zu finden. (Arvid Dittmann, Mitarbeiter im Archiv der Jugendkulturen) [1]

Mischkulturen

Ab der Mitte der 1990er Jahre wuchs die Schwarze Szene merklich heran, sodass sich vereinzelt neue, zum Teil rivalisierende Jugendkulturen entwickelten. Eine dieser Kulturen ist die „Gothic-Metal-Szene“, die aus der Fusion der Genres Gothic und Metal zu Gothic Metal hervor ging. Die Mitglieder der auf dieser Basis entstandenen Mischkultur verwenden keine Eigenbezeichnung. Sie werden − je nach individueller Ansicht − entweder der Metal-Bewegung oder der Gothic-Kultur zugerechnet.

Wechselbeziehungen

Innerhalb der Post-Industrial-Szene existieren gegenwärtig unterschiedliche kulturelle Strömungen. Während ein Teil der Szene den Austausch mit der Neofolk-Kultur grundsätzlich befürwortet, lehnt ein anderer Teil den Kontakt mit dieser – aufgrund ihrer politischen Umstrittenheit – strikt ab. Unabhängig davon sind jedoch beide Subkulturen auf musikhistorischer Ebene untrennbar miteinander verwoben.

Politische Tendenzen

Die Schwarze Szene vertritt überwiegend eine politisch passive Haltung. Der Anteil an politisch motivierten Personen ist daher gering. Da die Szene jedoch keine homogene Struktur besitzt und sich aus unterschiedlichen Jugendkulturen und Individualisten rekrutiert, sind demzufolge divergente politische – neben linken und liberalen – auch rechte Tendenzen vorzufinden. Dadurch wird sie attraktiv für Teile der Neuen Rechten und zum Angriffsziel linksextremer Kreise. Die Hauptverantwortung an dieser Gegebenheit wird zumeist auf die Gothic-Bewegung übertragen, obwohl gerade jene weitgehend als unpolitisch einzustufen ist. So wurden Angehörige der Gothic-Kultur bereits mehrfach Opfer von Aktionen einzelner Antifa-Gruppen, insbesondere bei den jüngsten Ausschreitungen auf dem 16. Wave-Gotik-Treffen 2007, bei denen es auf Seiten der Goths mehrere Verletzte gab. Dies führte szene-intern und in der Internetpräsenz der Indymedia, in einem dort eingestellten Artikel wird das WGT als „Internationales Nazi-Treffen“ bezeichnet, zu heftigen Diskussionen und zu harscher Kritik an der gewaltsamen Vorgehensweise der Antifa.

Die tatsächlichen Berührungspunkte zwischen der Schwarzen Szene und der Neuen Rechten ergeben sich vor allem über die äußeren Ränder der Neofolk- und Martial-Industrial-Szene, deren Angehörige eine eigenständige Subkultur bilden und keinen direkten Kontakt zur Gothic-Kultur pflegen. Viele Goths, aber auch Anhänger anderer Kulturen wie der Elektro-Szene, stehen der Neofolk-Bewegung meistens kritisch gegenüber.

Anmerkungen zum Begriff

Etablierung

Der Ursprung der Bezeichnung „Schwarze Szene“ ist umstritten. 1990 taucht diese beispielsweise in einem Bericht über eines der beiden Konzerte von The Cure in der DDR auf. Dieser Bericht wurde in der Herbstausgabe des Freiburger Wave-Magazins Glasnost veröffentlicht. [5] Zwei Jahre später tritt die Bezeichnung unter anderem im Bonner Gothic Press-Magazin in Erscheinung. Dieses Mal im Vorwort zu einem Interview mit Death in June, an dem der Zillo-Journalist Rüdiger Freund intensiv mitarbeitete.

Nachdem in den 1990er Jahren vielerorts die ablehnende Haltung der Subkulturen untereinander schrittweise einer Öffnung wich, avancierte die Bezeichnung in zahlreichen Musikmagazinen wie Glasnost, Gothic Press oder später auch im Zillo zu einem viel genutzten Begriff, um eine bestimmte Zielgruppe von Lesern anzusprechen. Die Independent-Zeitschrift Zillo galt selbst lange Zeit als eines der wichtigsten Medien der Schwarzen Szene und konnte ihn dabei vermutlich etablieren. Unklar ist jedoch, ob das Motto „von der Szene für die Szene“, das seit 1997 für die darauf folgenden drei Jahre die Titelseite des Zillo-Magazins schmückte, tatsächlich der Schwarzen Szene galt, oder ob damit die Independent-Kultur in ihrer Gesamtheit gemeint war.

Die Szene ohne Namen (so tituliert von Ecki Stieg [6] ) findet sich in vergleichbarer Form auch außerhalb der deutsch-sprachigen Länder wieder. In Spanien heißt sie cultura oscura, in den portugiesisch-sprachigen Gebieten Amerikas cultura dark. Im englischen Sprachraum scheint sich − neben den sporadisch genutzten Bezeichnungen dark scene und dark culture – noch keine entsprechende Bezeichnung etabliert zu haben.

Kontroverse

In den letzten Jahren wurde die Bezeichnung „Schwarze Szene“ vor allem von Außenstehenden mehrfach bedeutungsgleich zu „Gothic-Kultur“ verwendet. Diese Subkultur stellt jedoch nur einen Bruchteil des gesamten Spektrums der Schwarzen Szene dar. Vor diesem Hintergrund ist die Nutzung als Synonym umstritten und wird innerhalb der Schwarzen Szene kontrovers diskutiert.

Literatur

Printmedien

der Vergangenheit
  • Glasnost Wave-Magazin
  • Gothic Press
  • Sub Line
  • The Gothic Grimoire

Das Glasnost Wave-Magazin war eine Musik- und Kultur-Zeitschrift der frühen Schwarzen Szene. Es existierte von 1987 bis 1996 und zählte somit zu den ältesten seiner Art – noch vor Herausgabe von Zeitschriften wie Zillo, Subline und Gothic Press. Abgedeckt wurden Sparten wie Gothic Rock, Industrial, Neofolk, Dark Ambient, Ethereal, EBM und Cold Wave. Anfangs in Freiburg beheimatet, verlegte die Redaktionsleitung in den 1990ern ihren Sitz nach Hamburg.

der Gegenwart
  • Astan Magazin
  • Black Magazin

  • Graeffnis

Zu den namhaften Zeitschriften der Schwarzen Szene im deutschen Sprachraum zählen gegenwärtig Orkus, Sonic Seducer, Zillo, Gothic und Astan. Neben diesen Printmedien existiert noch eine Vielzahl weiterer Zeitschriften, wie Black, Transmission oder Graeffnis, die inhaltlich praktisch unabhängig vom Mainstream agieren.

KunstSchwarze Szene · Live-Fotografie 2003 – 2005, Schwarzkopf & Schwarzkopf (Dezember 2005), ISBN 3-89602-636

Bekannte Veranstaltungen
  • Whitby Gothic Weekend
  • Woodstage Summer Open Air
  • Zillo Festival (zuletzt 2004)

Weitere Seiten
http://hometown.aol.de/scilla2103/page31.html

http://www.mlm.de/gothic/h185-gothic-bilder.html